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Armes Italien

Kirstin Hausen19. Februar 2009

Bella Italia im Februar 2009: Flüchtlingschaos auf Lampedusa, Wirtschaftskrise, Korruption. Und ein lächelnder Berlusconi, über den sich niemand mehr aufregt, kritisiert Kirstin Hausen in ihrem Kommentar.

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Bild: DW

Das musste ja passieren. Die Lage auf Lampedusa ist eskaliert, das Flüchtlingslager abgebrannt. Grandios gescheitert ist aber vor allem der Versuch der italienischen Regierung, unliebsame Immigranten auf einer kleinen Insel weit draußen im Mittelmeer festzuhalten und auf diese Weise zu vertuschen, wie konzeptlos sie beim Thema Immigration ist.

Das ewige Alligatoren-Lächeln

Bloß, all das juckt Silvio Berlusconi nicht wirklich. Solange die Umfragewerte zu seinen Gunsten stehen, kann das ganze Land wirtschaftlich und sozial den Bach runtergehen, ohne dass es dem Regierungschef das ewige Alligatoren-Lächeln aus dem Gesicht haut. Nicht nur Lampedusa, ganz Italien könnte abbrennen - solange die eigene Protz-Villa noch steht, ist für Berlusconi alles im Lot. Es geht ihm nur um die eigenen Interessen und die bestehen darin, sich an der Macht zu halten, um nicht wieder vor Gericht zu landen.

Kleiner Fisch in der Pfanne

Am gleichen Tag, an dem Lampedusa brannte, wurde der britische Anwalt David Mills in Mailand zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt, weil er sich von Berlusconi hat bestechen lassen. Der kleine Fisch landet in der Pfanne, der große ist weiterhin Ministerpräsident, so läuft das.

Aber das ist gar nicht das schlimmste. Gravierender ist, dass sich kaum noch jemand darüber aufregt. Neben den Italienern, die nach fünf Jahren Gehirnwäsche durch die Berlusconi-Sender gar nicht mehr wissen, was in ihrem Land passiert, gibt es viele, die es wissen und denen es herzlich egal ist. Weil sie selbst irgendwie davon profitieren. Indem sie dank der Steueramnestien der Berlusconi-Regierungen eine Menge Geld vor dem Fiskus in Sicherheit gebracht haben zum Beispiel.

Ein ganzes Land korrumpiert

Berlusconi hat nicht nur Mills korrumpiert, sondern das ganze Land. Mit Gesetzen, die Betrügern nutzen und Geld, dass er der Bevölkerung hintenrum wieder aus der Tasche zieht. Die Italiener sind heute ärmer als vor zehn Jahren und die aktuelle Wirtschaftskrise folgt hier auf eine wirtschaftliche Stagnation, wie sie kein anderes Land Europas in den vergangenen Jahren erlebt hat.

Die Berlusconisierung Italiens

Aber die Berlusconisierung der Gesellschaft schreitet weiter voran. Was zählt, ist der Schein und sonst nichts. Berufswunsch Nummer Eins der italienischen Abiturientinnen: la velina. Das ist eine leichtbekleidete, dauergrinsende TV-Erfindung, die nicht einmal mehr Ansagen machen darf, sondern nur noch unterwürfig dem Talkmaster assistiert. So wie das schöne Land Italien seinem egomanischen Regierungschef.